Was ist ein Lieferantenkredit?

Der Lieferantenkredit ist ein zumeist kurzfristiger Kredit, den ein Lieferant seinem Kunden durch Einräumung eines Zahlungsziels für die Bezahlung seiner Rechnung gewährt. In Abgrenzung zum Bankkredit wird nicht ein Finanzinstitut, sondern der Lieferant einer Ware zum Kreditgeber. Daher wird der Lieferantenkredit auch Handels- oder Warenkredit genannt.
Nach dieser ersten Definition wollen wir mehr in die Praxis einsteigen und beleuchten die Frage „Was ist ein Lieferantenkredit und wie funktioniert er?“ von verschiedenen Seiten.
Typische Verwendung
Für den Käufer ist diese Form der Finanzierung insofern vorteilhaft, als dass er die Zahlung erst nach der vereinbarten Frist leisten muss. Dahingegen erhält er die Ware sofort und kann diese bereits weiterverarbeiten bzw. weiterverkaufen. Genau darauf zielt auch der Zweck des Lieferantenkredits ab, dass der notwendige Zeitraum für die weitere Verwendung möglichst vollständig finanziert ist.
Das eingeräumte Zahlungsziel für Lieferantenkredite hängt zum einen davon ab, welche Vorstellungen der Käufer hat oder die Natur der Ware erfordert. Zum anderen ist es natürlich abhängig davon, wie lange der Verkäufer auf seine Zahlung zu warten bereit ist. Üblich sind Zeiträume von 30 bis 90 Tagen, aber auch Fristen bis zu 180 Tagen oder mehr sind möglich. In Ausnahmefällen, beispielsweise für Investitionsgüter, können Lieferantenkredite auch für einige Jahre gewährt werden. Dies geschieht aber fast ausschließlich unter Einbeziehung einer Forfaitierung oder ähnlichen Finanzierungsform durch den Verkäufer.
Gewährung eines Lieferantenkredits
Aus Sicht des Verkäufers ist der Lieferantenkredit eine finanzielle Belastung, da die Ware bereits verkauft und verschickt ist, die Zahlung dafür aber erst in der Zukunft eingehen wird. Diesen Zeitraum muss der Verkäufer selbst mit einer Finanzierung überbrücken. Allerdings sind die dafür anfallenden Zins- oder Eigenkapitalkosten zumeist schon in den Warenpreis einkalkuliert.
Die Gewährung eines Lieferantenkredits hat für den Verkäufer den Vorteil, dass er dem Käufer damit finanziellen Spielraum verschafft. Der Käufer muss die Ware nicht separat finanzieren und dafür seine Bankkreditlinien in Anspruch nehmen. Der Lieferantenkredit sichert dem Verkäufer so den Absatz seiner Produkte, da Kunden die gleiche Ware eher mit als ohne Finanzierung bevorzugen.
Was ist ein Lieferantenkredit und wie funktioniert er?
Die Funktionsweise eines Lieferantenkredits ist in der folgenden Grafik noch einmal illustriert.

Was ist ein Lieferantenkredit – Eine grafische Erklärung
Absicherung von Lieferantenkrediten
Lange Zahlungsfristen können aber für den Verkäufer problematisch werden, wenn sich die Zahlungsfähigkeit des Kunden zwischenzeitlich verschlechtert. Schien der Kunde bei Abschluss des Geschäfts noch bonitätsstark, so kann dies einige Monate später viel schlechter aussehen. Wie bei jedem Kredit besteht die Gefahr des Zahlungsausfalls. Daher können für Lieferantenkredite auch Warenkreditversicherungen abgeschlossen werden. Gegen Zahlung einer Prämie übernimmt die Versicherung einen Großteil des Risikos und entschädigt den Verkäufer bei Nicht-Zahlung durch den Käufer.
Es existieren weitere Möglichkeiten, einen Lieferantenkredit abzusichern. Dazu zählen das Factoring, die Forfaitierung und die Stellung einer Zahlungsgarantie. Bei dem Factoring und der Forfaitierung kauft ein Finanzinstitut dem Verkäufer seine offenen Forderungen regresslos ab. Der Verkäufer erhält sein Geld sofort und in fast voller Höhe, nämlich unter Abzug eines Zinses und einer Risikoprovision. Alternativ kann der Käufer auch eine Bankgarantie stellen, welche der Verkäufer im Falle der Nicht-Zahlung ziehen kann.
Eine weitere attraktive Variante für die Absicherung von Lieferantenkrediten ist die Verwendung eines Nachsichtakkreditivs. Damit werden die Vorteile der sicheren dokumentären Abwicklung mit der Gewährung eines Lieferantenkredits verbunden.