Akkreditivbestätigung – Wann braucht man sie?

Die Verwendung eines Akkreditivs ist sowohl für Sie als auch für Ihren Kunden eine sehr gute Lösung, um die Interessen beider Parteien in Einklang zu bringen und für mehr Sicherheit zu sorgen. In einigen Ländern kann aber auch das unbestätigte Akkreditiv nicht für ausreichend Absicherung sorgen, da Sie mit politischen Problemen oder Zahlungsschwierigkeiten rechnen müssen.
In solchen Fällen können Sie dem Akkreditiv eine weitere Ebene an Sicherheit hinzufügen, indem Sie es von Ihrer Bank bestätigen lassen. Eine Akkreditivbestätigung bedeutet, dass Ihre Bank zum Akkreditiv ihr eigenes Zahlungsversprechen hinzufügt. Bei Vorlage akkreditivkonformer Dokumente erhalten Sie so Ihr Geld selbst dann, wenn die ausländische Akkreditivbank – aus welchen Gründen auch immer – nicht zahlt.
Ihre Bank übernimmt somit für Sie das Auslandsrisiko und das Bonitätsrisiko der Akkreditivbank. Dafür berechnet sie Ihnen eine Bestätigungsprovision, deren Höhe von der Einschätzung des mit diesem Geschäft verbundenen Risikos abhängt. Die folgenden Fragen sollten Sie sich stellen um zu überprüfen, in welchen Fällen Sie die zusätzliche Absicherung wirklich benötigen und entsprechend dafür zahlen sollten.
Wie viel Erfahrung habe ich bereits mit dem Kunden?
Wenn Sie bereits einige Transaktionen mit dem Kunden abgewickelt haben, dann können Sie daraus einige wertvolle Schlüsse ziehen. Der Kunde eröffnet das Akkreditiv immer fristgerecht, die Akkreditivbedingungen geben genau die getroffenen Vereinbarungen wieder, bei kleinen Unstimmigkeiten ermächtigt der Kunde seine Bank ohne Probleme zur Zahlung und Sie haben allgemein ein gutes Gefühl bei der Zusammenarbeit? Wunderbar, denn im Zweifelsfall können Sie damit rechnen, dass Ihr Kunde die Zahlung auch dann leistet, wenn Sie mit dem Akkreditiv Probleme haben sollten.
Ist dies dagegen Ihr erstes Geschäft mit dem Kunden, dann haben Sie keinen solchen Erfahrungsschatz. Sie gehen die Transaktion dann vielleicht etwas konservativer an und sichern sich etwas besser ab.
Was weiß ich über die Bank, das Land, die Region?
Noch wichtiger als sich über den Kunden zu informieren ist es, dass Sie sich die gleichen Fragen über die Bank stellen. Wie war die Zusammenarbeit mit der Bank in vergangenen Transaktionen, möglicherweise auch mit anderen Kunden? Gab es Diskussionen über vermeintliche Unstimmigkeiten oder verlief die Abwicklung reibungslos?
Nicht nur die Qualität der Zusammenarbeit mit der Bank ist ein entscheidendes Kriterium, sondern natürlich auch deren Kreditwürdigkeit. Handelt es sich um eine erstklassige Bank im Land oder ist es vielleicht ein Institut der zweiten oder dritten Reihe? Haben Sie einen Einblick in die Ertragssituation, Kreditqualität und Bilanzstruktur der Akkreditivbank und können die künftige Zahlungsfähigkeit abschätzen? Sind Ihnen Gerüchte über mögliche Zahlungsschwierigkeiten der Bank zu Ohren gekommen?

Akkreditivbestätigung – sinnvoll für unbekannte Länder
Ebenso sollten Sie die politische und wirtschaftliche Situation nicht nur im Land selbst, sondern auch in der gesamten umliegenden Region betrachten. Denn Konflikte, Krisen und Verwerfungen betreffen in der globalisierten Welt häufig nicht mehr nur ein Land, sondern greifen ganz schnell um sich.
Wie lange läuft das Akkreditiv?
Die Höhe des Risikos hängt natürlich auch wesentlich von der Akkreditivlaufzeit ab. So lässt es sich vergleichsweise einfach einschätzen, ob eine Bank in vier Wochen noch zahlungsfähig sein wird. Schwieriger wird es, wenn die Produktion der Ware so lange dauert, dass erst nach einigen Monaten oder nach einem Jahr oder mehr die (letzte) Auszahlung erwartet wird. Je später die Zahlung in der Zukunft liegt, desto geringer ist die Sicherheit durch das Akkreditiv.
Handelt es sich um ein Nachsichtakkreditiv, so wird die Zahlung erst nach Ablauf der Nachsichtperiode ausgeführt. Damit verschiebt sich das Risiko noch einmal um viele Wochen oder Monate in die Zukunft. Bei einem Nachsichtakkreditiv ist die Bestätigung daher noch deutlich sinnvoller, da die Unsicherheit mit der längeren Frist bis zur Zahlung zunimmt.
Wovor schützt mich eine Akkreditivbestätigung?

Die Akkreditivbestätigung bietet ein deutliches Plus an Sicherheit
Sie sind daher geschützt vor
- der Zahlungsunfähigkeit und Zahlungsunwilligkeit der Akkreditivbank
- den Auswirkungen von Zahlungsmoratorien und anderen Kapitalverkehrsmaßnahmen des Landes, welche die Zahlung unter dem Akkreditiv verhindern würden
- politischen Unruhen, Revolutionen, Bürgerkrieg etc., die eine reguläre Geschäftstätigkeit der Akkreditivbank verhindern würden
Falls Sie jedoch aufgrund von politischen Unruhen, Revolutionen, Bürgerkrieg ein Dokument für die Einreichung unter dem Akkreditiv nicht erlangen können, so ist dieses Risiko nicht von der Akkreditivbestätigung abgedeckt. Die Einreichung der vollständigen Dokumente ist und bleibt in Ihrer Verantwortung.
Ein weiterer Vorteil eines bestätigten Akkreditivs ist, dass bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung bezüglich der Akkreditivansprüche Ihr Vertragspartner Ihre eigene Bank ist. Sie müssen daher nicht im Ausland gegen die Akkreditivbank vorgehen, sondern können Ihr Recht vor heimischen Gerichten geltend machen.
Was kostet eine Akkreditivbestätigung?
Die Kosten für eine Bestätigung sind abhängig davon, wie die bestätigende Bank das Risiko der Akkreditivbank einschätzt. Aus dieser Bewertung ergibt sich eine Risikomarge, die Ihnen die Bank für die Akkreditivbestätigung für die gesamte Laufzeit auf den noch offenen Betrag in Rechnung stellt. Daher sind die Laufzeit des Akkreditivs sowie der Akkreditivbetrag die weiteren entscheidenden Faktoren für die zu erwartenden Kosten.
Mit dem Zeitpunkt der Bestätigung beginnt auch die Berechnung der Bestätigungsprovision. Normalerweise erfolgt die Berechnung taggenau. Es gibt aber auch noch Banken, welche die Provision pro angefangenem Monat kalkulieren. Üblich sind auch Mindestbeträge, die greifen, wenn der Bestätigungszeitraum sehr kurz und der Akkreditivbetrag gering sind. Die Provision ist daher erst bei Auszahlung unter dem Akkreditiv fällig und wird vom Auszahlungsbetrag einbehalten.
Beinhaltet das Akkreditiv die Möglichkeit der Teillieferung, so erlischt mit der ersten Teileinreichung die Akkreditivbestätigung für den ausgezahlten Anteil. Damit verringert sich der noch ausstehende Betrag, welcher als Grundlage für die Provisionsberechnung dient. Von der Auszahlung der Teileinreichung wird üblicherweise auch bereits die anteilige Bestätigungsprovision einbehalten.

Akkreditivbestätigung – Wie werden die Gebühren berechnet?
Wann lohnt sich eine Akkreditivbestätigung?

Kosten und Nutzen der Akkreditivbestätigung abwägen
Wägen Sie daher die oben genannten Punkte sorgsam ab. Rechnen Sie die zu erwartende Bestätigungsprovision doch einfach einmal aus und stellen Sie sie gegen die möglichen Verluste. Das zusätzliche Maß an Sicherheit ist im Schadensfall einfach unbezahlbar. Und idealerweise haben Sie die Bestätigungskosten bereits bei der Kalkulation Ihres Kaufpreises berücksichtigt, so dass diese auch nicht zu Lasten Ihrer Marge gehen!